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„Onkel Bob“ – Oder warum es sich lohnt, bei Hochzeiten besser einen Profi zu beauftragen…

Kennen Sie „Onkel Bob“? „Onkel Bob“ ist unter uns Fotografen wohl bekannt.

Hin und wieder übernimmt er unseren Job und zwar genau dann, wenn uns eine E-Mail wie diese erreicht:

„Ein enger Freund hat angeboten, unsere Hochzeit zu fotografieren. Seine Bilder gefallen uns gut und er hat auch eine große Kamera. Deswegen möchten wir uns gerne für ihn entscheiden.“

Zunächst klingt das doch für das Brautpaar nach einem super Deal. Denn hat man als Brautpaar ein sehr gutes Verhältnis zu seinem „Fotografen“ ist das doch sicher in jedem Falle von Vorteil für die Bilder…

Ich möchte Ihnen als Kunden heute dennoch gern ein paar Dinge ans Herz legen, die es in einem solchen Fall zu beachten gilt.

Der Gedanke, einen Freund oder Verwandten für die Hochzeitsbilder zu beauftragen ist ganz natürlich und nicht grundsätzlich schlecht. Sie sollten aber daran denken, dass dieser Freund oder Verwandte, wir nennen ihn einfach mal „Onkel Bob“, nicht wirklich mitfeiern können wird, wenn er seine Sache ernst nimmt. Eine Hochzeits-Reportage zu fotografieren ist eine sehr anstrengende Arbeit, die viel Konzentration und Ausdauer über den Tag hinweg erfordert und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Zur Technik:

Meistens handelt es sich bei der „großen und guten“ Kamera des Freundes um ein mehr oder weniger günstiges Angebot der bekannten Elektronikmarktdiscounter, das evtl. sogar zwei Objektive beinhaltet hat und mit denen man tatsächlich gut fotografieren kann – solange es nur hell genug ist und man ansonsten auch keine großen Ansprüche an die Bildqualität hat.

Hier beginnt das Problem. Die Hochzeitsfotografie ist eine Zerreißprobe für Kamera und Fotografen. Sämtliche Bereiche der Fotografie müssen an einem Tag in kürzester Zeit mit großer Präzension abgeliefert werden.

Blitzschnelle Veränderungen der Lichtverhältnisse, Foodfotografie, Portraits, Detailaufnahmen. Es ist Stress, für Mensch und Kamera!

Aus diesem Grund muss Equipment her, das dem auch standhält und das bekommt man leider nicht für € 1000,- bei Mediamarkt. Ich musste bei einer Hochzeit schon mal ganz herzlich lachen, als mir eine Braut anbot, ich könne ja auch die Objektive ihres Vaters mitnutzen. Dass diese „KitObjektive“ auf meine € 3.500,- teure Kamera gar nicht passen – obwohl auch von CANON, war ihr gar nicht bewusst.

Deswegen, liebe Brautpaare: eine wirklich „gute Kamera“ findet man unter den Onkels und Freunden leider eher selten – dafür umso wahrscheinlicher bei den Leuten, die die Fotografie beruflich ausüben und sich mit Freuden einen Fuhrpark an Ausrüstung im Wert eines Neuwagens anschaffen und somit einen Qualitätsstandard bieten, den Ihnen ein „Onkel Bob“ sicher nicht ganz geben wird.

Eine solche Ausrüstung ist in der Regel schnell mal € 15 000,- – € 20 000,- Wert, was sich für einen Hobbyfotografen sicher nicht rechnet – er wird mit „Amateur-Material“ auskommen müssen – mit allen Nachteilen…

Natürlich ist die Ausrüstung nicht alles. Sie ist der Grundstock, aber es kommt noch mehr dazu:

Eine Hochzeit ist Knochenarbeit. Wirklich. Pausen gibt es nicht, man ist ständig unter Strom, um bloß keinen wichtigen Moment zu verpassen. Lächeln und freundlich sein, dazu die passenden Kameraeinstellungen im Kopf behalten und sich schnell umstellen. Die besten Aufnahme-Winkel finden und gleichzeitig möglichst immer die Absprachen mit dem Pfarrer oder Standesbeamten einhalten, und gleichzeitig immer versuchen, eigentlich gar nicht da zu sein.

Zehn Stunden oder länger volle Aufmerksamkeit. Hinknien, aufstehen, verrenken, um den perfekten Moment einzufangen, schnell zurück zum Ausgang, bevor die Braut draußen ist, den perfekten Platz sichern und versuchen, sich nicht den besten Platz von bereits draußenstehenden Gästen mit Handys in der Hand wegschnappen zu lassen. Unbedingt die Tauben einfangen und hoffen, dass sie schön in eine Richtung fliegen und dabei nicht über das Kind stolpern, das es sich vor deinen Beinen gemütlich gemacht hat. Hier, ein Bild mit Tante Greta; plötzlich steht ein Gast neben dir, der dir mitteilt, dass jetzt doch ganz kurzfristig etwas geplant ist, was das Brautpaar noch nicht weiß.

Das hört sich für den ein oder anderen wahrscheinlich so an, als wäre die Hochzeitsfotografie der wahre Albtraum – im Gegenteil! Wir Profis lieben es! Deswegen ist es für uns Beruf – aber noch wichtiger – auch Berufung!

All die Aufregung und positive Stimmung, die Freudentränen und herzzerreißenden Momente sind das, was einen als außenstehenden Dienstleister zu einem Teil der Familie werden lässt und genau das macht es aus.

Trotzdem: Man sollte sich von der romantischen Vorstellung trennen, dass die Hochzeitsfotografie zuckersüß und wattebauschmäßig abläuft. Es ist ein Tag, an dem man topfit sein muss. Und am besten kennt man schon die ungefähren Abläufe und weiß aus Erfahrung, was als Nächstes kommt. Zeit für nette Gespräche gibts es eher selten. Dazu der Druck, dass alles nur ein einziges Mal abläuft und es nur eine Chance gibt.

Liebe Brautpaare, welchem Gast möchten Sie das zumuten? Kann ein Gast sich in diesem Maße engagieren, dass es klappt und: wer trägt die Verantwortung, wenn es nicht so ist? Ihr  Verwandter / Freund (der es dann vermutlich die längste Zeit war) oder Sie?

Natürlich gibt es Paare, die der Fotografie einen geringen Stellenwert zukommen lassen – dann ist es vollkommen legitim und verständlich, das gesparte Geld lieber in das Brautkleid oder die Dekoration zu stecken.

Doch was, wenn Sie in 20 Jahren am Hochzeitstag die Bilder anschauen wollen und es einem fast das Herz bricht, weil damals genau an dem gespart wurde, was jetzt angesehen werden soll? An den Erinnerungen?

Das Kleid liegt im Schrank und die Torte ist gegessen. Die Erinnerungen verblassen in den Köpfen. Wie schön wäre es für Sie und die Kinder, Enkelkinder, wenn man gemeinsam in einem Album voller Freude, Lachen, Tränen, Augenblicken des Glücks und Momenten der puren Unfassbarkeit, dass man tatsächlich „JA!“ gesagt hat, blättern könnte?

Liebe Brautpaare, ich kann Ihnen sagen, WIE schön es wäre. Unfassbar schön! Und wie schade es ist, wenn man keine Bilder hat – oder solche Bilder, die man am liebsten nicht sehen möchte. Weil es weh tut, zu sehen, was von dem Tag übrig geblieben ist – Traurigkeit.

Aus diesem Grund – überlegen Sie bitte gut, wo Ihre Prioritäten liegen, denn danach ist es leider zu spät, sich anders zu entscheiden.

Ein guter Hochzeitsfotograf ist teuer – doch ist eine Hochzeit nicht sowieso Luxus?

Ich hoffe, ich bin jetzt niemandem – und auch keinem „Onkel Bob“ auf den Schlips getreten…   🙂

Möchten Sie aber dennoch wirklich mit „Onkel Bob“ arbeiten, ist es umso wichtiger, alles genau im Vorhinein abzusprechen und damit ist gemeint: Bis ins Detail! Mit allen Eventualitäten und „was passiert, wenn?“. Klingt stressig? Das ist es sicher. Aber in jedem Fall ratsam.

Überlegen Sie sich bitte gut, ob das die Sache wert ist und was sie von „Onkel Bob“ erwarten. Sagen sie ihm das klar und seien Sie sich dessen bewusst, das „Zusammenarbeit“ unter Freunden oder Verwandten keine leichte Sache ist. Man hört leider immer wieder von Freundschaften, die an einem solchen „Deal“ zerbrochen sind, weil beide Parteien unterschiedliche Erwartungen an die Ergebnisse hatten.

Und noch ein Rat an alle „Bobs“: Schlaft auch ihr in Ruhe über eine solche Anfrage eurer Freunde. Es ist nichts dagegen einzuwenden, so einen Job zu übernehmen. Aber ihr solltet euch der Verantwortung mit ihrer ganzen Tragweite bewusst sein: Eine Hochzeit kann man nicht wiederholen.

Stimmt später etwas mit den Bildern nicht, wird sich das Brautpaar noch Jahrzehnte ärgern.

Was euch vielleicht ein bisschen aus der „Gefahrenzone“ nimmt: Legt dem Brautpaar ans Herz, zumindest für Trauung und Portraits einen professionellen Fotografen zu engagieren. Einige Kollegen übernehmen auch solch kurze Begleitungen. So seid ihr auf der sicheren Seite, könnt mitfotografieren und den Rest des Tages mit weniger Druck im Nacken begleiten.